Kurios: Dürre und gut gefüllte Wahnbachtalsperre

Wo liegen die Gründe?

Es kann schon verwundern, dass wir schon länger über Trockenheit, vertrocknete Wälder und Rekordtiefststände am Rhein berichten, gleichzeitig die Trinkwasserversorgung durch die Talsperren in der Region kaum ein Thema ist. Die Gründe für diesen scheinbaren Widerspruch findet man im Vorjahr.

Ungewöhnliches Jahr 2021 mit Flutkatastrophe

Normalerweise steigt der Pegel in der Wahnbachtalsperre traditionell im Winterhalbjahr. Die oft nur sehr regionalen Schauer und Gewitter, die im Sommer typisch sind, können kaum die Verdunstung und den Verbrauch kompensieren. In der obigen Grafik sieht man das schön an der blauen (2020) und grünen (2019) Kurve. Ganz anders ist der Verlauf der gelben Kurve (2021): Über Monate ist eine Umkehr der Entwicklung erkennbar, der Pegel ist angestiegen statt gefallen. Das Ganze gipfelte mit einem rasanten Anstieg durch die Flutkatastrophe.

Hier waren in kurzer Zeit flächendeckend große Regenmengen zusammengekommen mit den bekannten fatalen Folgen. In der Kurve sieht  man den markanten Anstieg zur Monatsmitte im Juli 2021.  Hier die Regensummen des Sommers 2021 im Vergleich zu diesem Sommer für einige ausgewählte Stationen in der Region.

Ort Regenmenge Sommer 2021 Regenmenge Sommer 2022 (Stand 17.08)
Neunkirchen-Seelscheid 308 103
Köln 334 94
Overath 371 99
Lindlar 474 114

Durch den ungewöhnlich nassen Sommer 2021 kam es, dass wir mit einem guten Polster in dieses Jahr gestartet sind, von dem wir immer noch profitieren. In der zugehörigen roten Linie oben sieht man, dass es zwar seit April immer schneller bergab ging mit dem Wasserstand, wir aber immer noch über 2019 und 2020 liegen. Sollte sich die Trockenheit länger fortsetzen, ist es zwar wahrscheinlich, dass wir noch unter die Werte der Vorjahre kommen, eine dramatische Situation für unsere Trinkwassersituation ist das aber noch lange nicht. Und dann besteht natürlich die berechtigte Hoffnung, dass im Winter 2022/2023 der Wasserstand wieder deutlich steigen wird.

Warum die Lage an den Flüssen eine komplett andere ist

Bäche, kleinere und auch die großen Flüsse haben ein deutlich kürzeres Gedächtnis. An den Nebenflüssen der Sieg, Mosel oder Lahn ist ein Regenereignis manchmal schon einen Tag später kaum mehr sichtbar. Große Flüsse reagieren je nach Ort der Regenfälle zwar verzögert, aber auch dort ist die Welle oft innerhalb weniger Tagen oder Wochen nicht mehr ablesbar. Ganz anders wie oben beschrieben ist die Situation bei Talsperren. Sie haben - um im Bild zu bleiben - ein exzellentes Langzeitgedächtnis.

Somit ist also Vorsicht geboten, Pegelstände als "Beweis" anzuführen, dass dies ja ein ganz normaler Sommer wäre. Das ist er definitiv nicht! Wir steuern in der Region auf den trockensten Sommer seit Aufzeichnungsbeginn hin.


Dieser Artikel wurde veröffentlicht am 18.08.2022 um 10:50 von: (Aktueller Stand vom 18.08.2022 um 14:40)
Markus Müller
https://www.wettermueller.de